Seit dem 7. Mai stehen sie nun da und ziehen die Blicke der meisten Leute, die den Hauptkanal rauf und runter flanieren, auf sich. Die Pylone sind eben nicht zu übersehen.

Im Vorfeld der "Galerie im Kanal" hatte es schon z. T. hitzige Debatten in der Zeitung und auf facebook gegeben, die in dem bemerkenswerten Satz gipfelten: "Wir brauchen keine hässliche Kunst im Kanal!!"

Alle Beiträge hatten etwas gemeinsam: Keiner der Diskutanten hatte eine Ahnung von dem, was denn tatsächlich dort ausgestellt werden sollte. Inzwischen sind Kommentare dieser Art vollkommen verstummt - oder ich bekomme sie einfach nicht zu sehen oder zu hören.

Was ich zu hören bekomme ist oft überraschend, manchmal vergnüglich, aber immer positiv.

Eien Auswahl der Reaktionen findet sich auf dieser Seite. Auch die negativen, sollten sie mir zu Ohren kommen - versprochen!

Im "Kunst-Atelier" am Hauptkanal waren eine Woche lang Bilder von mir zu sehen gewesen, die ebenfalls Spiegelungen  zeigen. Sie stammten noch von meiner "Atlantis"-Ausstellung vom letzten Jahr und fanden viel Aufmerksamkeit.

Ein älteres Paar stand vor dem Schaufenster und diskutierte lebhaft. Schließlich betraten sie das Atelier. Die Dame wendete sich an mich. "Entschuldigen Sie, sind Sie die Künstlerin?" Das ist übrigens ein Satz, den ich momentan ständig zu hören bekomme.

"Ich möchte gerne wissen, wie lange es dauert, bis Sie so ein Bild fertig gemalt haben!"

Ich erkläre.

"Siehst du, habe ich dir doch gleich gesagt, dass das ein Foto ist!"

Das Paar zieht ab; sie enttäuscht, er zufrieden.

Ein Anruf auf meinem Handy.

Ob man mich noch am selben Tag treffen könne? Morgen früh würden sie schon wieder abreisen.

"Sie" entpuppten sich als ein Ehepaar aus Hessen, das übrigens in genau derjenigen Kleinstadt - Rabenau - lebt, in dem die dortige Landesgartenschau aktuell läuft. "Total öde," war ihr Kommentar, "alles so schrecklich künstlich - kein Vergleich mit Papenburg!"

Das Paar hatte einen Kurzurlaub von den Kindern geschenkt bekommen. Sie waren schon auf der "Aida" gereist und nun wollten sie die Werft besichtigen, die dieses Schiff gebaut hatte.

"Und jetzt hat meine Frau Geburtstag," erzählte mir der Herr, "und ich habe ihr gesagt, dass sie sich wünschen könne, was sie wolle. Und ich war davon ausgegangen, dass sie den nächsten Juwelierladenladen stürmt."

Aber das hatte sie nicht getan. Sie war schnurstracks zum Kunst-Atelier gegangen, hatte auf ein Bild gezeigt und gesagt: "Ich will das da."

"Das" war die "Brücke im Sonnenschein", das Lieblingsbild meines Lebensgefährten. Es ist oben zu sehen.

Jetzt hängt es in einer Wohnung in Rabenau...

Fachsimpelei

Im Schaufenster stehen wieder Originale von zwei Bildern, die auch im Kanal zu sehen sind.

Ein Paar betrachtet sie.

"Wie das wohl bloß gemacht wird, möchte ich wissen!" wendet sich die Dame an ihren Mann.

"Ganz einfach," ist seine Antwort, " die macht ein Foto und - wusch, wusch - geht dann mit Photoshop drüber!"

Seine Frau studiert das Bild eingehend.

"Nee, das glaube ich nicht. Kuck doch mal genau hin - das ist gemalt!!"

 

Ach sooo...

Ein Herr interessiert sich für eines der Bilder.

Er lässt es sich genau beschreiben, fragt nach, wie denn die Szenerie zustande gekommen ist, warum das Motiv praktisch auf dem Kopf steht, weshalb die Wellenbewegung darin ist.

Ich erkläre freundlich und geduldig. Irgendwann dämmert es ihm.

"Ach sooo... das ist bloß ein Foto..." Und er wendet sich ab und geht.

Tja.