Reisen mit allen Sinnen

 

 

Wenn ich schon im Allgemeinen aufmerksam durchs Leben gehe, dann tue ich dies im Besonderen auf Reisen.

Riechen, hören, fühlen, schmecken ist ein natürlicher und unverzichtbarer Bestandteil einer Reise. Am intensivsten erlebe ich diese Sinneseindrücke am Meer. Dort fühle und höre ich nicht nur den Wind, ich kann ihn auch schmecken, weil er die vielfältigen, manchmal schweren und scharfen Gerüche des Meeres zu mir trägt. Und wenn ich mich nach einer Muschel bücke, einem Strang von Tang oder einem der zahlreichen Gebilde, die aus der Tiefe des Meeres an den Strand geschwemmt werden, dann berühre ich sie, fühle die Glätte, die Feuchte, die raue Oberfläche. Ich wende mich diesen Strandfunden mit allen Sinnen zu.

Ich verfolge mit den Fingern die Spuren, die sie im Sand hinterlassen. Da ist der Stein, der mit verschiedenfarbigen Algen und mit kleinen Muschelpocken bewachsen ist. Er wirkt wie eine in sich geschlossene Bonsai-Landschaft. Das Wasser der Meerespfütze um ihn herum ist warm.

Hier glüht geheimnisvoll bernsteinfarbener Tang in bizarrer Form in der Sonne, er fühlt sich fest und kühl an. Der rote Tang leuchtet in der Abendsonne auf. Er verströmt den typischen Geruch der Meeresfauna, ist noch nicht in Fäulnis umgeschlagen.

Ein ganzes Büschel gelbgrüner Kapseln präsentiert sich hier, und dort breitet sich ein Strauß von Algen in fein abgestuften Farben aus.

 

Die Platte mit den Austern am Abend ist dann der pure Genuß: Das feine Aroma, das kühle Muschelfleisch auf der Zunge, die perlmuttfarben schillernde Schale. Dazu dann ein Poirè, dessen Perlen leise britzeln, kühl und fruchtig. Ein weiterer Tag am Meer mit allen seinen Sinneseindrücken ist zuende.

Tage am Meer sind einzigartig.

Mögen uns noch viele beschieden sein!

Prost!