Mein unvergessener Großvater mit seiner ersten Urenkelin
Mein unvergessener Großvater mit seiner ersten Urenkelin

"...und dann nahmen Hänsel und Gretel das Gold, setzten sich auf ihr Moped und brachten ihre Schätze zur Sparkasse auf ihr Sparbuch."

Mein Großvater hatte eben wieder ein Märchen erzählt, das er mit einem unorthodoxen Schluss versah. Ich fand das vollkommen plausibel, war doch mein Opa ohne sein Moped gar nicht denkbar, und meine Mutter führte die ländliche Filiale der Kreissparkasse.

Mein Großvater war ein großer Erzähler, und neben den Märchen hörte ich von klein auf die alten Balladen, die man heute nur noch versteckt im Internet findet, Gedichte, Geschichten, Zitate die Menge. Da er als Dorfschullehrer seinerzeit die Bibel hatte praktisch auswendig lernen müssen, wurde eifrig daraus zitiert, und meist dort, wo es nun gar nicht hinpasste. Wenn meine Mutter den gelungenen Sonntagsbraten auftrug, bemerkte mein Großvater: "Aah - bräunlich und schön wie David."

Von ihm habe ich bestimmt die "Lust zum Fabulieren" und ganz bestimmt meine Schwäche für Situationskomik und Skurrilitäten.

Ich habe mich später dann auch immer als Erzählerin verstanden. Erst als ich im Ruhestand war, habe ich begonnen, meine Erlebnisse in Südamerika aufzuschreiben, habe gereimt und manchmal auch gedichtet, habe die Besonderheiten des Alltags, speziell die meiner Wahlheimat, in die Tastatur meines Laptops gehauen.

So bin ich dann irgendwann dazu gekommen, ein Büchlein zu schreiben.

Vielleicht ist es ja noch nicht das letzte.