Kurzgedichte sind nicht lang.
Die Herausforderung besteht darin, in sechs Zeilen eine Aussage zu machen. Die muss nicht immer ernsthafter Natur sein, und bei mir schon gar nicht.
Übrigens: Mein Gedicht "Begrenzt" ist in eine kleine Anthologie des Verlagshauses der Neuen Osnabrücker Zeitung aufgenommen worden. In "Gedankenflüge" wurden die prämiierten Kurzgedichte eines Leserwettbewerbs veröffentlicht.
Vanitas
Oh, Vanitas, oh Eitelkeit,
du machst dich dort so gerne breit,
wo schreibend man sich präsentiert,
den Maßstab an sich selbst verliert.
Ich bin so wichtig! wichtig! wichtig!
Danach wird eben mancher süchtig.
Begrenzt
Der Tellerrand ist eine Grenze,
die schwer zu überschreiten ist,
und wer zum Gartenzaun gekommen,
sich schon mit Weltenbummlern misst.
Die Grenz’ verläuft im Kopf alleine.
Wo ist die deine?
Große Liebe
Kröten, Zaster und Monete,
Kies und Schotter und noch Knete,
Piepen, Flöhe, Moos und Mücken
Unser aller Herz entzücken.
Das, was wir am liebsten ham,
das bekommt ganz viele Namen…
Blöde Muse
Die Dichter-Muse küsst mich nicht,
sie brüllt mir in die Ohren.
Sie haut mir notfalls auf den Kopf:
„Nun mach schon hin, du träger Tropf!“
Dir lässt sie Zeit für ein Gedicht –
mir nicht.
Januarleid
Wo einst erstrahlte leuchtend Blau,
ist jetzt die Luft, der Himmel grau.
Millionenfache Schneepartikel
Bedecken gänzlich mein Vehikel,
und ich muss wieder schippen gehen –
ich kann das Weiße nicht mehr sehen!
Vorfreude
Urlaub am Meer mit Zelt und Freund,
davon hab ich schon oft geträumt.
Liebe und Wasser, Wind und Strand,
‚nen minikleinen Sonnenbrand;
Wein und Muscheln, dazu Pasta,
vielleicht Salat noch – damit basta.
Zickenalarm
Ich habe die Faxen so dicke,
ich hab’ das Verstehen so satt,
ich wäre gern mal eine Zicke,
für die man Verständnis auch hat…
„Du bist doch so stark“
Geh’ mir bloß ab mit so’m Quark.
Lamento
Ich sitz hier mit ‚ner Schreibblockade
Und find’ das wirklich jammerschade.
Wie gern würd’ ich in einem Wusch
so schreiben wie einst Wilhelm Busch:
„Willkommen, herrliche Idee!“
Seufz, nee.