Lo siento en el alma, señora...

 

Tatsächlich, es tat ihm in der Seele weh, das konnte man sehen und hören – so inbrünstig brach die Entschuldigung aus dem Kellner des Camping-Platzes in der Nähe von Tarragona heraus.

Wir hatten auf diesem Platz Station auf einer Spanien-Reise gemacht, ungeachtet der Tatsache, dass in dem Moment, als wir mit dem Camping-Bus die Einfahrt passierten, uns ein Bulli entgegenkam - ebenfalls mit deutschem Kennzeichen – dessen Fahrer die Scheibe herunter kurbelte und uns zurief: „Haut bloß ab! Auf dem Platz sind fast nur Spanier!!“.

Damit muss man schon rechnen, wenn man in Spanien ist. Also blieben wir und genossen die etwas seltsame Nachbarschaft mit einer einheimischen Familie, deren Camping-Tisch vor ihrem Zelt stand. Darauf befand sich ein bauchiges Glas mit einem Goldfisch drin und ein tragbarer Fernseher – eingeschaltet, selbstverständlich. Von der Familie selbst war nichts zu sehen.

Die Kinder hatten ihr Abendessen bekommen und schliefen schon, als ich ganz einfach Appetit auf etwas Nettes zu essen bekam. Und da stand ich nun in dem kleinen Restaurant mit dem aufgelösten Kellner vor mir, der sich seine ganze Bitterkeit von der Seele redete.

Stellen Sie sich vor,“ sagte er – natürlich auf Spanisch - „ auf dem Platz gibt es viele Deutsche. Und die essen schon um 7 Uhr zu Abend!! Jetzt ist es erst 9 Uhr, aber die Küche hat schon geschlossen – ich kann Ihnen leider nichts mehr servieren!“

Es hatte ihn ins Mark getroffen, dass sich die Küche nach den Essgewohnheiten der Deutschen richtete, diesen Barbaren, die noch nicht einmal einen Espresso nach dem Essen tranken und auch noch getrennt bezahlten.

Ich sah ihm fest ins Gesicht , holte mein schönstes castellano chilenischer Prägung heraus und stimmte ihm zu, dass man von zivilisierten Menschen doch eigentlich erwarten könne, zu annehmbaren Uhrzeiten zu essen. 21 Uhr? Da denkt ein Spanier erst vage an die Möglichkeit, in absehbarer Zeit das Abendessen, das mehrgängige, einzunehmen.

 

Mein camarero konnte die Schande nicht auf sich sitzen lassen. Er könne mir einen sehr schönen Salat zusammenmischen, dann hätte ich doch wenigstens eine Kleinigkeit zu essen... So geschah es denn auch, und nachdem der Salat verputzt, der Kaffee getrunken und ein Trinkgeld gegeben war, schieden wir als beste amigos, nicht ohne noch einmal kräftig die Köpfe über diese völlig unmöglichen Deutschen geschüttelt zu haben.

Ich hoffe, dass er nie die Wahrheit über meine Staatsangehörigkeit herausgefunden hat.