Die große Mühlenschau oder: Gifhorn, mon amour

Wart ihr schon mal in Gifhorn? Nein?

Ich bislang auch noch nicht. Gifhorn stand wirklich nicht oben auf meiner Reise-Wunschliste, bis das Herbsttreffen der GEO-Freunde anstand.

Im Jahre 2011 hatte ich etliche, bis dato noch virtuelle Freunde der GEO-reisecommunity in das exotische Papenburg eingeladen. All die weitgereisten Leute kamen, aus virtuellen wurde reale Freunde, und wir verabredeten ein weiteres Treffen. Das fand im Herbst 2011 in Goslar statt. Ach, es war so schön! Und da wir uns weiterhin gut verstanden, hingen wir eben noch eines für das nächste Frühjahr an...und noch eines...bis eben jetzt Ende September in Gifhorn.

Warum nur hier? Ich bin in Niedersachsen aufgewachsen und, ehrlich gesagt, von Gifhorn wusste ich nur, dass es im Süden der Lüneburger Heide liegt. Das war es dann aber auch.

Dani und Heike, die das Treffen organisierten, hatten sich schlau gemacht. Die vielen Mühlen in Gifhorn, die muss man gesehen haben! Und außerdem liegt der Ort so, dass ziemlich alle der diesmal nur 12köpfigen Freundesschar den ungefähr gleich langen Anfahrtsweg hatten. Ich gebe zu, dass es bis Heidelberg allerdings doch noch ein Stückchen weiter weg ist!

Und vor allem braucht man in Gifhorn keine Gipfel zu erklimmen, was Leuten, die gesundheitsbedingt damit ihr Schwierigkeiten haben, sehr entgegenkommt. Also mir zu Beispiel.

So kam es, dass wir uns am letzten Septemberwochenende auf den Weg machten, in freudiger Erwartung und mit einer vielversprechenden Wettervorhersage im Gepäck.

Am Sonnabend machten wir uns auf den Weg zum 15 Hektar großen Freigelände, um uns die 14 Mühlen aus ganz Europa, die dort in Originalgröße nachgebaut stehen, anzuschauen.

Ich verliebte mich sofort in die südeuropäischen Mühlen - meist ganz in Weiß, auch die Flügel, die dort häufig aus Tüchern bestehen! Dazu braucht es eigentlich einen strahlend blauen Himmel - nun, das kam dann später.


Mein Blick wanderte immer wieder zurück zu den Bauten aus Griechenland, Portugal, Mallorca und Frankreich, als wir uns den anderen Mühlen zuwandten.

Die Brücken wurden von hölzernen Wächtern bewacht - gar grimmige Figuren. Einer streckte doch tatsächlich die Zunge heraus!

Wind- und Wassermühlen sind mir bekannt, sogar die Kombination dieser beiden, die Hüvener Mühle, die nur etwa 40 km von meinem Wohnort liegt und auf die hier nachdrücklich verwiesen wurde, aber eine Mühle, die auf einem Schiff liegt und dort arbeitet...?

Sollen die alten Römer schon erfunden haben. Mir war das neu.

Es gibt auf dem Gelände nicht nur Mühlen zu sehen. Auf dem Dorfplatz befinden sich Fachwerkhäuser - unter anderem ein Back- und Brothaus, in dem täglich Brot und Kuchen in holzbefeuerten Steinöfen gebacken wird. Im großen Trachtenhaus kann man sich damit stärken.

Den Streuselkuchen kann ich sehr empfehlen! Auch das Brot ist lecker - wir genießen es augenblicklich bei uns zuhaus.

Auf dem Platz befindet sich ein Brunnen, über dem ein Holzkäfig an einer langen Stange hängt. Oha. Das sieht nach Strafgericht aus. Genau! Derjenige Bäcker, der es mit den Gewichtsmaßen nicht so genau nahm - zu seinen Gunsten, versteht sich - der wurde in den Käfig gesteckt und ein paarmal kräftig untergetaucht. Zu Tode sollte er dabei nicht kommen. Er wurde schließlich noch gebraucht!

Weshalb die Kirchen auf dem Gelände standen, hat sich mir nicht so recht erschlossen. Imposant sind sie allemal, und zumindest die russisch-orthodoxe Holzkirche des Heiligen Nikolaus ist in Gebrauch. Sie ist ein Versöhnungsgeschenk zwischen dem russischen und dem deutschen Volk anlässlich des 50. Jahrestages des Endes des Zweiten Weltkrieges.

Es sind schon fast 2000 Menschen in dieser Kirche getauft worden.

Sie ist von weitem zu sehen; auch wenn man längst schon wieder im Ort ist, grüßt sie noch zum Schlosspark hinüber.

Wir sind stundenlang über das weitläufige Gelände geschlendert. Wunderschön.

Also, das hätte ich in Gifhorn wirklich nicht erwartet!

Wer sich profunde informieren möchte, der kann unter www.muehlenmuseum.de nachschauen.

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Kommentare: 4
  • #1

    mamatembo (Mittwoch, 01 Oktober 2014 06:10)


    "12köpfige Freundesschar" ... und offensichtlich alle ganz gut erzogen, denn keiner läuft ins Bild ;-)))
    Freut mich, dass Ihr ein solch‘ schönes, interessantes Wochenende hattet … und beim nächsten Treffen (zu dem ich auch schon eine offizielle Einladung habe) möchte ich mit- und nicht-ins-Bild-laufen!
    LG Beate

  • #2

    Blula (Donnerstag, 02 Oktober 2014 19:25)

    Ja, Hedi, was hast Du da für einen schönen Bericht geschrieben. Ich habe ja auch mal ein paar Jährchen in Niedersachsen gelebt, aber Gifhorn? Nee, da war ich bislang noch nie. Schon sehenswert, was dieses Städtchen zu bieten hat. Deine ausgezeichneten Fotografien verdeutlichen das. Ja, und wenn man das alles noch in einem netten Freundeskreis erleben darf, dann ist das schon eine runde Sache und macht noch mehr Spaß.
    Liebe Grüße!
    Ursula

  • #3

    umi.s (Freitag, 03 Oktober 2014 16:07)

    Liebe Hedi,
    es war schon traurig, dass ich diesmal nicht dabei sein konnte. Aber Dein Bericht und die Bilder -- so ganz intensiv muss ich sie mir noch mal in Ruhe anschauen - versöhnen mich ein bisschen. (Übrigens: 12köpfig, wenn auch in einer etwas anderen Zusammensetzung waren wir im letzten September hier bei uns im Sauerland auch - habt Ihr leider gefehlt - ) Ich freue mich auch schon auf das nächste Treffen und hoffe, dass ich dann wieder fit bin und dabei sein kann.
    Liebe Grüße
    Ursula

  • #4

    klaus-reinhard (Sonntag, 05 Oktober 2014 18:23)

    Liebe Hedi,
    was macht man schon in Gifhorn? BIsher war ich immer nur am Mühlenmuseum vorbeigefahren. Endlich! Unser Treffen gab den Anlass, endlich die Mühlen anzusehen. Und schön war es auch - das Wetter, die Mühlen, das kleine Städtchen und natürlich war am schönsten, dass wir uns endlich mal wieder getroffen haben und reden konnten.
    Und schließlich auch noch ein schöner Bericht von Dir.
    Danke!
    Liebe Grüße
    Klaus