Die Häuser von Bellingwolde

 

In den letzten 25 Jahren bin ich immer gerne nach Winschoten gefahren, der holländischen Kleinstadt, die nur etwa 35 km von hier entfernt liegt. Der Wochenmarkt war reizvoll, und in den kleinen Läden gab es diese wundervollen alten Kacheln zu kaufen oder eine ganz andere Art von Feinkost als hier; die angebotene Kleidung war modischer und auch kostengünstiger als bei uns. Lang ist's her.

Auf dem Weg dorthin passiert man das Dorf Bellingwolde, gleich hinter der Grenze, und wenn man nicht den direkten Weg nach Winschoten nimmt, sondern einfach einmal rechts abbiegt, dann findet man sich auf einer etwa 3 km langen Straße wieder, an der sich viele alte Bauernhäuser reihen. An prächtige Vorbauten – dem Wohntrakt – sind Stallungen und Wirtschaftsräume angefügt. Diese eindrucksvollen Häuser hatten mich immer wieder begeistert, aber nie hatte ich einen Fotoapparat dabei gehabt.

Nach dem ich nun mindestens drei Jahre nicht mehr dort gewesen war, machten wir uns gestern – einem sehr sonnigen Sonntag im April – auf den Weg, um endlich das lang gehegte Vorhaben auszuführen.

Die Bauernhäuser waren noch da – die meisten wenigstens. Einige waren auch noch tatsächlich in Betrieb, was man an den Schildern wie „Aardappelen te koop!“ (Kartoffeln zu kaufen) lesen konnte. Andere waren zu Möbelhäusern, Kunstgalerien oder ähnlichem umfunktioniert worden. Bei etlichen fehlten die Stallungen. Sie waren abgerissen worden, und nur noch der Wohntrakt war übrig geblieben. Und eines war dem Verfall preisgegeben worden.

Ich kenne die wirtschaftliche Situation Hollands nicht sehr gut, weiß aber, dass viele Niederländer sich im Emsland oder Ostfriesland niedergelassen haben. Viele, zumeist alte Wohnhäuser sind von ihnen aufgekauft worden, und sie pendeln entweder zu ihrem Arbeitsplatz jenseits der Grenze oder sie arbeiten hier. Es gibt eine große Anzahl von ansässigen Ärzten jeglicher Art, Physiotherapeuten und Künstlern. Das Leben hier ist viel billiger.

Wenn man als Indiz dafür die Spritpreise an der holländischen Tankstelle direkt an der Grenze nimmt, die im Durchschnitt momentan etwa 20 Eurocent pro Liter höher liegen als an der nur ein Kilometer entfernten auf deutscher Seite, dann kann ich das schon verstehen.

Vor unserem kamerabewaffneten Besuch in Bellingwolde hatten wir uns darüber Gedanken gemacht, wie wir zwei häuserknipsenden Deutschen von den Niederländern aufgenommen würden.Wir hätten uns keine Sorgen machen müssen. Egal ob jung oder alt, jedermann grüßte mit einem freundlichen Lächeln.

Das war ein schöner Ausflug. Ich denke, ich muss dort noch einmal wieder hin, bevor noch mehr dieser prachtvollen alten Bauten verschwunden sind.

Bislang hatte ich eher nur Häuser fotografiert, die sich im Wasser spiegeln.

Und siehe da...