Die Nachricht kommt
Die Nachricht kommt

Der Tag, an dem die Nachricht kam

 

An diesem Tag waren etliche Mitglieder des Leser-Beirates unterwegs nach Osnabrück, um dort die Redaktion, aber vor allem das Druckzentrum der Neuen Osnabrücker Zeitung zu besuchen.

Darauf hatte nicht nur ich mich schon lange gefreut. So ging es nun mit zwei Großraumtaxis Richtung Lingen, um unsere „Kollegen“ von dort abzuholen. Wer eine Ahnung davon hat, was es bedeutet, gegen 17 Uhr bei leichtem Schneeregen die B 70 hinunter zu fahren, kann sich vorstellen, dass diese Reise sehr viel länger dauerte, als ursprünglich geplant war.

Das tat unserer guten Laune aber keinerlei Abbruch, auch wenn dadurch der Rundgang durch die Redaktion im Eiltempo absolviert wurde. Wir konnten durchaus den Redakteuren bei der Arbeit zuschauen und bekamen einen Eindruck davon, unter welchem Zeitdruck sie stehen. Da kam sie, die unerwartete Nachricht, und schon musste die Seite mit dem „Weltspiegel“ umgestaltet werden.

Trotzdem ging es im Großraumbüro erstaunlich wenig hektisch zu

Beeilung, Beeilung! Schon saßen wir wieder im Auto und fuhren zum Druckzentrum.

Tja, was hatte ich mir vorher darunter vorgestellt? Viel Papier natürlich und große Maschinen. Das alles gab es dann auch, aber in Dimensionen, die man erst einmal verkraften musste.

Wir bekamen eine exzellente und kompetente Führung, der man mühelos durch die Kopfhörer folgen konnte, mit denen wir alle ausgestattet wurden, auch wenn man mit Schauen und – wie in meinem Falle – mit Fotografieren beschäftigt war. Riesig die Türme von Papierrollen, die sich um uns türmten. Noch riesiger die Zahlen, von denen ich nur wenige behalten habe, wie z.B. dass sich auf einer solchen Rolle allein 40 km Länge Papier befindet.

Die große Druckmaschine ist 45m lang, kann zwei Zeitungen gleichzeitig drucken und schafft in einer Stunde 45.000 Exemplare. Wir bekamen eindrucksvoll vorgeführt, wie kompliziert und verantwortungsvoll der Beruf des Rotations-Druckers ist. Nein, hier werden keine beweglichen Lettern aus Blei in einem Kasten zusammen gesetzt, um dann mit Farbe versehen zu werden, auf den dann Papier gepresst wird... Nein, nein, hier wurden in Blitzesschnelle Druckplatten erstellt, die auf die Maschinen gezogen wurden.

Der Arbeitsplatz eines Druckers gleicht einem Kommandostand. Auf fünf Monitoren beaufsichtigt er die Einstellungen der Maschine, die praktisch vollkommen selbsttätig arbeitet. Es muss nur rechtzeitig für Papiernachschub gesorgt werden – das Einfädeln der Papierbahnen, das Aneinanderkleben beim Rollenwechsel, das automatische Entfernen von sichtbaren Klebestellen, alles das leistet diese gewaltige Maschine. Was für ein erhebender Augenblick, als der Andruck begann. Erst langsam, dann immer schneller, bis die Papierbahnen vor unseren Augen dahin jagten – 10m Länge Papier in einer Sekunde.

Es hatte fast etwas Tröstliches, dass der Mensch in diesem Prozess doch noch gebraucht wurde: ein Drucker überprüfte die Farb- und Druckqualität der Zeitung, ehe das Signal „Volle Kraft voraus“ gegeben wurde.

Wir konnten genau den Weg der fertigen Exemplare in die große Sortier- und Versandhalle verfolgen, wo es dann tatsächlich noch des Menschen bedurfte, um die Zeitungen auf ihre Reise in die Haushalte zu schicken, Natürlich bediente man sich auch hier Maschinen, um z.B. die bis zu 12 Beilagen, die eine Zeitung haben kann, ordnungsgemäß einzusortieren.

Herumlaufen und Staunen macht hungrig, und so konnten wir bei einem leckeren Imbiss die Eindrücke verkraften, die uns diese Meisterleistung an Logistik und Technologie geboten hatten.

 

 

Ich habe, wie gesagt, viel fotografiert. Ich bitte die nicht ganz einwandfreie Qualität der Bilder zu entschuldigen. Nach Beginn des Druckvorganges durfte nämlich nicht mehr mit Blitzlicht geknipst werden.

Etwa um ein Uhr in der Frühe waren wir wieder in Papenburg. Ich denke, ich sehe „meine“ Zeitung mit etwas anderen Augen als vorher.

 

Da war doch noch etwas...? Richtig: die Nachricht. Großbritannien erwartet ein Baby.

 

 

Anfang Dezember 2012

 

Dieser Bericht wurde für die EL-Nachbarn geschrieben, dem Internet-Portal des Emslandes, und unterscheidet sich deshalb auch im Stil von meinen anderen Berichten.

Ich bringe ihn trotzdem hier in den “pizzasocken“, weil ich die Fotos nicht mehr oder minder kommentarlos einstellen wollte.