Hätte ich nicht gedacht…


Ich hatte mich drauf eingestellt,

dass grauer würde meine Welt,

kleiner, enger, müder, lauer –

stattdessen wird sie blau und blauer!


Das Leben war mir vorgekommen

als Kurve, in der ward erklommen

der Scheitelpunkt in jungen Jahren,

um danach steil herabzufahren.


Die Alten? Eine fremde Rasse,

die bilden eine eig’ne Klasse,

sind im Grunde zu bedauern,

kommen nicht raus aus geist’gen Mauern,


mit kleinen Freuden nur im Leben

dachte ich , so ist das eben.

Mir war schon klar: war nicht gewillt,

hineinzupassen in dies Bild.


Das Alter war noch schrecklich weit!

Dann überlistet dich die Zeit,

es kam dir einfach nicht so vor –

doch nun singst du im Rentnerchor.


Und sieh! Das Wunder, es geschieht!

Die Jugend, ja, die schnell entflieht

Und mit ihr das, was wichtig schien –

die Torheit habe ich mir verziehen.


Was wußt’ ich von der Kostbarkeit,

die das Schicksal hielt bereit?

Von Freude, regen Interessen,

von Freiheit, Zeit nicht mehr zu messen,


von Lachen, Staunen, Liebe, Leben,

bewusst zu nehmen und auch geben.

Nicht mehr fremdbestimmt zu sein,

und das Schönste: nicht allein…


Es stimmt gewiss: bin nicht mehr jung,

doch halte in Erinnerung,

dass meiner Lebensqualität

das Alter nicht im Wege steht!