„Mein Gott, Walther“!
Spricht ein Mensch vom Mittelalter,
dann stöhnt alles: „Mein Gott, Walther!“
von der Vogelweide eben,
der brauchte dringend was zum Leben
Es ist nun mal für einen Ritter
das Friedens-Leben ziemlich bitter;
die Burgen klamm, die Winter kalt,
und Walther wurde langsam alt.
Sein Leben war der Minnesang,
der in ganz Europa klang.
Ursprungsland war Okzitanien
im Süden Frankreichs, kurz vor Spanien.
Wo höf’sche Ritter Lieder sangen,
da hatte alles angefangen.
Die Themen: Minne und Natur,
und das in Volkes Sprache nur!
Auch über Krieg und Politik
teilte man sich singend mit.
Den Alltag ritterlichen Lebens
fand man dabei indes vergebens.
Begräbnisse und Religion
wurden besungen, Ton um Ton.
Doch mit den Albigenser-Kriegen
kam höf’scher Sang ganz zum Erliegen.
Die Höfe waren bald zerstört –
Lieder wurden nicht mehr gehört.
Aber Walther war noch rührig,
er war der Star der Minne-Lyrik!
Er sagt zum Lehnsherrn: „Nun mach hinne!
Ich brauch ne Burg mit ganz viel Zinne!“
Bald drauf von oben, da erschallt er,
die Leute stöhnen: „Mein Gott, Walther…“