Lionels Hochzeitsmahl

(14. Jahrhundert)

 

Lionel, ein Prinz aus England,

Sohn von Eduard dem Dritten,

sich einst vor Mailands Toren einfand,

auf Brautfahrt kam er hingeritten.

 

Die Visconti, schwer an Geld,

brauchten fürs Image höchsten Adel,

für viel Florin ham sie bestellt

nen Bräutigam sich für ihr Madel.

 

Der absolute Härtetest

Und schwerer Schock für jeden Magen

war’s Essen bei dem Hochzeitsfest:

Fleisch wurd’ vergoldet aufgetragen,

 

ebenso Fisch in großer Masse,

mit Fleisch gefüllt und umgekehrt;

Menge regierte hier vor Klasse.

Lest nur, was man dort hat verzehrt’:

 

Hasen gab’s, gefüllt mit Hecht,

Rindfleisch dann, Kapaun mit Stör,

Ferkel mit Krebsen – auch nicht schlecht;

Reiher mit Karpfen – das liegt schwer!

 

Es wurd’ gekleckert und geklotzt

ein ganzes Kalb gab’s mit Forellen,

mit Aalpastete wurd geprotzt;

Jungziege, falls noch leere Stellen,

 

gebrat’ne Pfauen (drinnen Kohl),

Lerchenpastete, weißer Lauch;

Niemand fühlte sich mehr wohl,

es zwickte stark so mancher Bauch

 

Ente mit Schweineinnereien,

Zwischengericht von Schwan und Pfau,

den meisten war schon glatt zum Speien,

wem, weiß ich nicht mehr so genau.

 

Sommerhitz brannt’ fürchterlich,

zum Schluss gab’s Würzwein, Nüsse, Früchte -

Lionel kurz drauf verblich.

Das ist das Ende der Geschichte.