Das Staunen der Welt

Stupor Mundi

 

Friedrich II

 

 

Das Kind von Pulle“, dort im Süden,

wurd’ in Palermos Gassen groß.

Ein hartes Los war ihm beschieden,

er war der letzte Staufer-Sproß.

 

Der Königstitel dieser Waise,

die ohne jede Aufsicht blieb,

rechtfertigte keinerlei Reise,

keinem im Reich war Friedrich lieb.

 

Er taucht in Völkervielfalt ein,

Christen, Muslime, Sarazenen

sind seine Lehrer ganz allein,

die Straßen sind seine Mäzene.

 

Er lernt, er beißt sich durch, er kämpft,

er spricht bald neun verschied’ne Sprachen;

nichts seinen Durst nach Wissen dämpft,

den Hunger auf ganz unbekannte Sachen.

 

Siehst du ihn durch Palermo rennen?

Mut und Entschlossenheit zeigt sein Gesicht -

er muss, er will doch alles, alles kennen,

denn seine Herkunft, die vergisst er nicht.

 

Er sucht genau sich die Berater aus,

die ihm erklären die bekannte Welt,

er richtet sorgsam ein sein geistig Haus,

er Abend- mit dem Morgenland vermählt.

 

Mit Magiern hat er sich getroffen,

die Medizin ihn interessiert,

steht für Experimente offen,

freigeistig seinen Hof er führt.

 

 

Ein deutscher König, so wie er gelehrt

Wer hätt’ im Reich je so etwas gehört?

Stupor Mundi“, das Staunen dieser Welt,

davon seit jenen Tagen man noch bis heut erzählt.