Conquistadores

 

Übers Meer sind sie gekommen,

niemand sich hier entgegen stemmt,

fast ganz Iberien eingenommen

bis Frankreichs Grenze, ungehemmt.

 

Von Bagdad nicht mehr wohlgelitten,

der reinen Lehre nicht verpflichtet,

muslimische Moral und Sitten

brachten sie her, wie man berichtet.

 

Die Völker Spaniens, unterlegen,

der Moslem kampflos übernimmt,

folgen fremden maurisch Wegen,

Fremdherrschaft über sie bestimmt.

 

Sie profitieren von dem Wissen,

von Medizin und Algebra;

möchten Bequemlichkeit nicht missen,

die Juden- und auch Christenschar.

 

Jahrhundertelang herrschte Frieden,

die Basis bildet Toleranz.

Vermischung hat man zwar vermieden,

doch anerkannt hat man sich ganz.

 

Warum war Zukunft nicht gegeben,

dauernde Freundschaft nicht beschieden

dem friedlich Miteinanderleben

von Christen, Juden, Moraviden?

 

Den Mauren war abhand gekommen

der Hunger nach Eroberung;

der Zwist hat überhand genommen,

geschwächt das Band der Einigung.

 

Der Christen Hass auf das, was fremd

- geschürt vom Papst zum eig’nen Ziel –

gierig in ihrer Seele brennt,

lässt siegen sie im blut’gen Spiel.

 

Zerstört, was galt als Nabel dieser Welt,

Toledo, deine Bücher, deine Lehren.

Der Cid, gefeiert als ein Held –

Ein Söldner nur, sein Gold zu mehren.

 

Der Jude wird verfolgt und flieht,

der Maure wird vom Christ verraten.

Solch Niedertracht die Welt oft sieht,

nennt „Siege“ jene Missetaten.

 

Menschen und Bücher sind verbrannt;

Kultur und Poesie verbannt,

und wieder einmal ahnt man dumpf:

die Ignoranz feiert Triumph.