Waschküche
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Weiße Stadt und abgefahrene Reifen

 

Der Rest der Reise ist schnell erzählt: Kaum hatte sich die Nase des Busses gen Süden gewandt, konnten wir es kaum erwarten, wieder nach Hause zu kommen.
Nur noch ein Programmpunkt war zu absolvieren: der Besuch von Santa Catalina ("Heilige Katharina"), eine ehemalige Klosteranlage in Arequipa, Süd-Peru. Diese Stadt, auch die "weiße Stadt" genannt, weil einerseits sehr viele ihrer Häuser aus weißem Stein gebaut worden waren, aber auch andererseits die "weißen" Spanier, die sich dort niederließen, den Indios den Aufenthalt in der Stadt untersagt hatten; ist vor einigen Jahren von einem verheerenden Erdbeben getroffen worden.
Ich kann nur hoffen, dass Santa Catalina es unbeschadet überstanden hat. Man muss sich vorstellen: mitten im Zentrum einer Großstadt befindet sich ein Areal von mehr als 20.000 qm, zu dem jahrhundertelang nur Nonnen Zutritt hatten. Sie lebten in ihrer eigenen Stadt in der Stadt, in der alles so blieb, wie es zu Gründungszeiten des Klosters im Jahre 1579 gewesen war.
Jede Nonne hatte ein zwar winziges, aber eigenes kleines Häuschen mit zwei Räumen - das musste sein, weil eben auch jede Nonne ein Dienstmädchen hatte, und das brauchte auch einen Platz zum Schlafen.
Archaische Wasserleitungen füllten Tröge, die nichts anderes als zerschlagene große Tonkrüge waren, in denen die Wäscher gewaschen wurde.
Andererseits besaß das Kloster erlesenes Porzellan, spanische Spitze etc, kurzum alles, was im 16. Jahrhundert von Wohlstand zeugte.
Auf ordentlich ausgebauten Wegen und unter Bäumchen herumspazierend konnte man diese in sich geschlossene Welt erkunden. Zur damaligen Zeit war das Kloster erst einige Jahre dem Publikum zur Besichtigung freigegeben worden - die Nonnen hatten ein moderneres Domizil bezogen. Ich bezweifle, dass es die Ruhe und den Zauber besitzt, der von dem alten Areal ausgeht.

In Arequipa war es furchtbar heiß. Trotzdem setzte ich - mitten in der Stadt - unsere Bordküche in Betrieb. Wir hatten fast unser ganzes Geld ausgegeben, und irgendwo einfach Geld abheben - nein, das ging nun mal nicht.
Nur schnell nach Hause! Und da war sie endlich, die heiß ersehnte Grenze: Arica...
Der Grenzpolizist warf einen Blick auf die Reifen unseres Autos und schüttelte den Kopf. "Nein, nein," sagte er, "mit d e m Reifen dürfen Sie nicht weiterfahren, sie müssen unbedingt den Ersatzreifen aufziehen!"
Er hatte unbedingt Recht, besonders der rechte Vorderreifen war in einem derart desolaten Zustand, dass man kein Gummi mehr, sondern fast nur noch Gewebe sah.
"Oh je," dachte ich, "du solltest erst mal den E r s a t z r e i f e n sehen..."
Was tun? Ich beugte mich vor, blinzelte ihm mit Verschwörermiene zu und sagte leise: " Yo sé. Pero que no se lo diga a nadie!" - "Ich weiß. Aber bitte nicht weitersagen!"
Er fing an zu lachen, breitete galant die Arme aus und sagte nur: "Pase no mas, señora!" -"Fahren Sie nur durch!"
Wir waren wieder zu Hause.