Nazca, Peru. Wo ist nur Erich von Däniken?
Nazca, Peru. Wo ist nur Erich von Däniken?

Peru – Von alten Kulturen und neuen Sitten

 

 

 

In Peru ändert die Wüste ihren Charakter.
War sie bislang hell und abwechslungsreich gewesen, wurde sie jetzt einfach öde. Die Hochkordillere zog sich mehr ins Landesinnere zurück, und vor uns lag eine eintönige, flache, graue Geröllwüste.
Nur ganz vereinzelt traf man auf kleine Ansiedlungen, meist nur zwei, drei Häuser, und ich weiß bis heute nicht, wovon diese Menschen lebten. Ein einsames, kleines Baumwollfeld ist mir in Erinnerung, welches sein Besitzer dem Boden abgetrotzt hatte. Aber sonst - nichts.
Jeweils am frühen Nachmittag kam ein kräftiger Wind auf; dann wirbelte der Staub und machte diese Ödnis noch unwirtlicher.

Aber selbst in dieser Umgebung gab es etwas zum Bestaunen. Die Scharr-Bilder von Nazca waren in Europa als "Landepiste der Außerirdischen" oder so ähnlich durch Erich von Däniken bekannt geworden.
Von der Straße aus war nichts zu sehen. Aber irgendwann stand dort ein Aussichtsturm von bescheidenen Ausmaßen. Natürlich erkletterten wir ihn, und uns bot sich ein faszinierender Anblick. Nun wurden die überlangen Figuren sichtbar, die dadurch zustande gekommen waren, dass ihre Erschaffer das Geröll zusammen gescharrt und angehäufelt hatten. Diese Erhebungen bildeten die Umrisse menschenähnlicher Figuren, von denen einige eine Art "Astronautenhelm" trugen - so hatte es von Däniken seinerzeit jedenfalls interpretiert. Ich muss sagen, es brauchte noch nicht einmal viel Phantasie, sie als solche zu sehen.
Zusätzlich zogen sich geometrische Figuren in Überlänge durch das Wüstengeröll.
Welcher Kultur die Menschen angehört hatten, die diese riesigen Bilder angefertigt hatten, weiß man nicht.
Überhaupt gibt es in Peru noch viele Zeugnisse von der Existenz versunkener Kulturen. Einige haben einen Namen, wie die Mocha in Nordperu. Dieses Prä-Inka-Volk hatte eine riesige Stadt gebaut. Die Häuser wurden aus rautenförmigen Ziegeln errichtet, die in der Mitte hohl waren und ein Gitter bildeten. In der Höllenhitze des nördlichen Peru war das nur logisch - bloß jeden Lufthauch einfangen... Nur w a r u m dort gebaut worden war - keine Ahnung.
In Südperu besuchten wir eine offensichtliche Kultstätte, ein lang gestrecktes großes Feld, auf dem viele Felsbrocken liegen. Darauf sind Zeichnungen eingeritzt, klar und deutlich; Ornamente und auch menschliche Figuren. Niemand weiß um die Urheber.

Zum Tanken und Auffrischen von Vorräten mussten wir von der Panamericana abbiegen und in eine der kleinen Hafenstädte fahren - genau die übrigens, die vor kurzer Zeit von einem schweren Erdbeben heimgesucht worden sind. ( Anm: Dieser Bericht wurde im Jahr 2007 geschrieben.)
Diese Städte waren berüchtigt. "Passt bloß auf," hatte es vorher geheißen, "bewacht euer Auto gut, da wird jeder Wagen geknackt und einfach alles geklaut." Half ja nichts, wir mussten trotzdem dorthin.
Im Hafenbereich eines dieser Städte passierte es dann. Wer in früheren Jahren (sehr viel früheren Jahren) einen VW-Bus gefahren hat, weiß, was ich meine: du springst aus dem Fahrzeug, wirfst schwungvoll die Autotür zu, und noch bevor sie ins Schloss gefallen und die Tür damit verriegelt ist, w e i s s t du es. Der Schlüssel steckt noch im Zündschloss.
Hier machten wir beide quasi synchron den gleichen Fehler und sahen uns mit belämmerten Gesichtern an: der Bus war definitiv verschlossen, der Schlüssel steckte, und der Ersatzschlüssel ruhte im Handschuhfach...

Wenn wir vorher misstrauisch nach zwielichtigen Typen Marke "Panzerknackerbande" Ausschau gehalten hatten, so taten wir es jetzt hoffnungsfroh.
Kleine Umfrage in der Hafenspelunke: Könnte jemand, bitteschön, unser Auto im Handumdrehen knacken?
Die Hilfsbereitschaft war enorm, aber : keiner konnte. Wirklich niemand.
Wir waren schon kurz davor, eine Scheibe einzuschlagen, als ein hilfreicher Mensch uns anbot, eines der Seitenfenster herauszunehmen, das ginge vielleicht. Das ging tatsächlich; wir konnten hineingreifen und die Seitentür entriegeln. Heureka! Nur das Fenster wieder einsetzen, das ging aus irgendwelchem Grund nicht. So zurrten wir das Gardinchen davor, ein paar Dankeschön-Zigarettenschachteln verschwanden in erwartungsvollen Händen, und weiter ging`s.
Der tägliche Wüstensturm wehte Gott sei Dank gegen die Seite des Busses, der noch alle Fenster hatte, trotzdem drang noch eine Menge Staub und Dreck herein. Reparatur und Säuberung mussten halt noch bis Lima warten...

So rollten wir verdreckt und mit fehlender Scheibe in Miraflores ein, einem vornehmen Stadtteil Limas. Dort wohnte der Bruder eines guten Freundes in Deutschland, der Lehrer an der Deutschen Schule Lima war.
Was für ein unendlicher Genuss kann herausströmendes Wasser aus einem Duschkopf sein! Die Erfrischung hielt aber nicht lange an. Lima hat ein ständig feucht-schwüles Klima, das innerhalb weniger Tage z.B. Schuhe im Schrank verschimmeln lässt. Nachts reichte ein Bettlaken als Zudecke, nein, das gefiel mir nicht.
Am nächsten Tag statteten wir Callao, dem Hafen Limas, einen kurzen Besuch ab. Den kannten wir schon von der Schiffsreise her. Kleiner Tipp: Wenn ihr wirklich schönes "artesanía", Kunsthandwerk, haben möchtet, dann ist/war Callao ein Muss. Besonders die kunstvoll geschnitzten Kalebassen hatten es mir angetan.
Die Scheibe wurde auch wieder eingesetzt, aber unser Bus sollte ein paar Tage Ruhe haben. Wir ließen ihn bei den Freunden und fuhren mit dem Taxi zum Flughafen: Cuzco und Machu Picchu standen als nächstes auf dem Programm.
Während der Fahrt durch die Innenstadt fiel mir auf, dass Gehsteige und Straßen mit einer Unmenge von Papierbögen bedeckt waren, die verdächtig nach Formularen und anderen Büropapieren aussahen. Da musste ich den Taxifahrer gleich fragen, der mich mit einem Blick der Kategorie "Diese gringos haben aber auch von nix ne Ahnung" bedachte und uns aufklärte.
Es sei doch Silvester, nicht wahr? Und da müssten die Firmen doch Inventur machen, verdad? Und was nicht mehr gebraucht wird, das wirft man eben aus dem Fenster...
Ich wechselte einen Blick mit meinem Mann. Es gibt Dinge, zu denen man einfach nichts sagen kann.
Aber der taxista hatte weitergedacht.
Ja, meinte er, er fände ja auch nicht, dass das schön aussähe.
"Aber, señora," sagte er, " ich habe gehört, dass es in Nueva York, in Norteamérica, Bürohäuser gibt, die 80 Stockwerke hoch sind. Stellen Sie sich mal vor, wie das d a jetzt aussieht!"

Wir saßen schon in der sehr klapprigen Maschine nach Cuzco, und ich kicherte immer noch.