Kleine Sünden, und wie sie im Emsland bestraft werden

 

 

Ich muss gestern gesündigt haben, und zwar auf die Art, die umgehend bestraft wird. Es ist mir nicht bewusst, w a s ich denn Schlimmes getan habe, aber auf jeden Fall habe ich heute Morgen die Quittung dafür bekommen.

Ich hatte einen Termin und war in Eile. Aber dreieinhalb Kilometer Autofahrt sind nun wirklich schnell geschafft. Wenn da nicht dieser Vectra-Fahrer gewesen wäre.

Als ich anfuhr, setzte er sich auch in Bewegung , will heißen, er nahm mir mit quälender Langsamkeit die Vorfahrt, indem er – ohne zu blinken natürlich –

vom Fahrradweg, auf dem er geparkt hatte, auf die Straße rollte.

Die ersten eineinhalb Kilometer ging es durch ein Wohngebiet, in dem die Rechts-vor-Links-Regel gilt. Er muss zusätzlich nach jedes Mal ein Stopp-Schild gesehen haben. Unnötig zu erwähnen, dass er die erlaubten 30 kmh noch unterbot. Und dann – ich wusste es! ich wusste es! – bog er nicht nach rechts auf die Vorfahrtsstraße ab, nein, sondern links, was ich auch zu tun gedachte. Da muss man ganz schön vorsichtig sein. Das war er auch – sehr lange.

Das nächste Hindernis war der Kreisel. Kreisel gibt es noch nicht lange in meiner kleinen Stadt, und das Prinzip einer solchen verkehrstechnischen Maßnahme hat sich noch nicht jedem emsländischen Autofahrer erschlossen. Er fuhr erst dann in den Kreisel hinein, als sichergestellt war, dass sich außer ihm niemand darin befand. Ich sofort hinterher.

 

Mit einer gewissen Ergebenheit sah ich, wie er auf die Ampel zusteuerte. Die zeigte grünes Licht. Es wunderte mich nun überhaupt nicht, dass mein Vectra-Fahrer zu der Sorte Leute gehört, die vor einer grünen Ampel immer langsamer wird – sie könnte ja schließlich auf Rot springen ( ich gehöre zu einer ganz anderen Sorte!). Diese PKW-Lenker geben übrigens häufig dann Gas, wenn sie auf Gelb springt, um dann bei Rot durchzufahren.

Dieser hielt aber bei Gelb. Ich schaute schon nicht mehr auf die Uhr, hoffte nur, dass es bei meinem Termin nicht sooo sehr auf Pünktlichkeit ankommen würde.

Die Ampel sprang auf Grün. Aah, der Herr im Vectra zog offensichtlich ein Handbuch zu Rate mit dem Titel „Wie verhalte ich mich, wenn grünes Licht angezeigt wird“. Gut, immerhin konnten wir beide die Ampel noch vor der nächsten Rotphase passieren.

Nun lag eine Strecke von gut einem Kilometer vor uns, die man zügig mit den erlaubten 50 kmh befahren konnte, d.h., hätte befahren können, wenn nicht der Herr mit dem Auto hartnäckig ein Tempo von etwa 40 Sachen beibehalten hätte.

Wenn mein kleines Autochen Ohren gehabt hätte, dann wären die schon längst schamviolett angelaufen gewesen. Dieses Auto ist noch klein, erst zwei Jahre alt, und hat bestimmt noch nie die Ausdrücke gehört, die es heute verkraften musste.

Dann kam die nächste Ampel. Inzwischen musste man höheren Ortes aber zu der Einsicht gekommen sein, dass ich genug gebüßt hatte. Nicht, dass besagter Fahrer plötzlich wie ein vernunftbegabter Mensch davongebraust wäre, nein, soweit reichte die Vergebung nicht, aber immerhin wurde mir ein Ausweg geboten. Ich konnte einen Weg nehmen, der zwar ein wenig länger war, wo ich aber ungehindert fahren konnte.

Etwas mehr als 50 kmh, fürchte ich, und die Ampel, die ich dann allein passierte, zeigte ein schon sehr tiefes Gelb.

 

Ich erholte mich schnell. Diese Strafe war noch recht moderat ausgefallen. War mir doch nur zu gut in Erinnerung, als ich 10 km lang – ohne Ausweich-, bzw. Überholmöglichkeit hinter einem Schweinetransporter ( mit Anhänger) - fahren musste.