Emphase im Emsland oder: Gut zufrieden           


Das Emsland ist ein karger Landstrich, die Zivilisation ist dem Moor mühsam abgerungen. Vor ca. 350 Jahren wurden die ersten Menschen hier angesiedelt; von ihrem überaus harten Leben zeugen die Torfkaten, die ihnen als Behausung dienten.
Dieses Leben bot wenig Aussicht auf unerwartet glückliche Wendungen - unendliche Mühsal war die Norm. Ein riesiges Moorgebiet zu entwässern und Torf zu stechen sind keine Arbeiten, die von munterem Plaudern begleitet werden.
Das wirkt sich auch auf die Sprache aus: kurz, knapp und skeptisch. Wenn z.B. jemand einen größeren Lottogewinn verbuchen kann und gefragt wird: "Na, kaufst du dir jetzt den superteuren, tollen Schlitten mit den vielen PS, von dem du immer schon geträumt hast?", dann ist es durchaus möglich, dass als Antwort kommt: "Das mag wohl."
So ist es auch nicht verwunderlich, dass in Situationen, in denen unsereins vor Freude ekstatisch bis unter die Decke springen und die ganze Welt umarmen möchte, der Emsländer nur sagt: "Ich bin gut zufrieden."
Was heißt hier "nur" - das ist absolut das Größte. Man kann sich unschwer denken, welche Gefühlslage gegeben sein muss, wenn es heißt: "Ich bin schlecht zufrieden". Dann ist wirklich alle Hoffnung dahin...

Ich lebe schon lange hier, und das färbt ab.
Wie reagiere ich heute, wenn ich, sagen wir mal, ein unerwartetes Kompliment bekomme? Z. B. über eine meiner Emslandgeschichten?
„Also, ich bin wirklich gut zufrieden, aber es hätte doch nicht gemusst... „