Von Flöhen und Kinos

 

Der gemeine Floh wird nicht nur so genannt, er ist es auch.
Wenn auch die Artenvielfalt in der Tierwelt gering war, dieser springlebendige Vertreter war präsent - besonders da, wo sich viel Volk drängelte. Auf dem Markt zum Beispiel.
Kollegenfrau Elsbeth mußte schicksalsergeben hinnehmen, dass sie ein gefundenes Fressen für diese kleinen hüpfenden Ärgernisse war. Denn das gemeine am Floh ist unter anderem, dass er bestimmte Menschen bevorzugt, andere aber nahezu unbehelligt lässt.
"Flöhe!" höre ich euch entsetzt rufen. Nun ja, es gab sie eben. Dafür hatten wir keine Mücken...
Es ist erstaunlich, wie schnell ich es mir zur Gewohnheit machte, die Bettlaken der Kinder prüfend zu inspizieren. Die charakteristischen Punkte könnte ich heute noch mühelos identifizieren. Meine Familie hatte allerdings sehr wenig darunter zu leiden.
Anders Nachbarin Ute: Wenn ich bei ihr im Wohnzimmer beim Tee saß, konnte es schon mal vorkommen, dass ihr Blick starr wurde, sie blitzschnell aufsprang und sich in rasender Schnelle auszog. Wenn sie dann - nur in Slip und BH - ihre übrigen Kleidungsstücke fieberhaft durchsuchte, dann wusste ich: Flohalarm.

Wir lebten nun mal in einer Kleinstadt (12 000 Einwohner nur), also fast auf dem Land. Und obwohl Chilenen ein sehr sauberes Volk sind - die Flöhe waren da.
Es gab in La Unión ein Kino, das gerne von den campesinos, den Leuten vom Land, besucht wurde. Ich bin lieber dort nicht hingegangen - auch noch aus anderen Gründen als denen der Floh-Vermeidung.
Im Winter, wenn es feucht war, wurde dort ein Ölofen betrieben, der in Deutschland bestimmt nicht durch den TÜV gekommen wäre. Die Wärme ließ die etwas strengen Gerüche nach Herdfeuer, Knoblauch und feuchter Schafwolle aus den Ponchos (chilenisch: mantas) aufsteigen.
Eines Tages kam das ins Haus, was man heute einen "Flyer" nennen würde. Das Kino hatte den Besitzer gewechselt und war renoviert worden. Es wurden Wunderdinge versprochen.
"Ab jetzt wird der Ofen n i c h t mehr explodieren." Ja, das mochte ich noch glauben.
"Ab jetzt gibt es keine Flöhe mehr!"
Hahaha...