Die „Elf“ – Kaffeetrinken auf chilenische Art

 

Es wird gern, regelmäßig und viel gegessen in Chile. Auf keinen Fall darf das nachmittägliche Kaffeetrinken, die „once“ , fehlen.

Der klassisch gedeckte Tisch sieht so aus:

Die Kaffeetasse steht direkt am Tischrand, der Teller schräg links zur Tischmitte hin dahinter. Häh? Das ist ein typisches Beispiel für „Andere Länder, andere Sitten“. Wie unpraktisch, mag man hier denken, dann muss man also das Butterbrot oder Kuchenstück über die Tasse hinweg zum Mund führen. Und dann macht es „Platsch“, ein Stück Kuchen fällt in den Kaffee, und die Tischdecke und/oder die Kleidung ist bekleckert.

Umgekehrt, sagen die Chilenen. Wenn die Kaffeetasse den Weg über den Teller nehmen muss, dann macht es „Schwapp“, und der Teller und die Tischdecke… na, ihr wisst schon.

Kaffee. Den gibt es praktisch nur in löslicher Form. Aufzubrühendes Kaffeemehl? Fehlanzeige. Allerdings schmeckt der Pulverkaffee sehr viel besser als der, den man hierzulande bekommt. Ich habe mir extra eine große Dose davon mitgebracht. ( Im Jahre 2008. Anm. der Verfasserin )

Des Weiteren gibt es Brot und Brötchen, Butter, Schinken, mit Avocadocreme beschmierte Schnittchen, verschiedene Sorten Marmelade und auch noch Kuchen. Eine üppige Mahlzeit also.

Weshalb heißt die bloß „once“, also „elf“?

Bei den Minenarbeitern des chilenischen Nordens war der „aguardiente“, das „Feuerwasser“, der Schnaps, ein sehr beliebtes Getränk, das man gerne auch am Tag zu sich nahm, zum Beispiel auch zur Kaffeetrinkens-Zeit. Das war verboten.

Aber wie das mit Verboten einerseits und der menschlichen Kreativität andererseits so ist… Jedenfalls kamen alle herbeigeeilt, wenn der Ruf „Es ist Zeit für die Once“ erschallte.

Es war nur ein Deckname. Wie gesagt, „once“ bedeutet „elf“, und nun zählt mal schön, wieviel Buchstaben das Wort „aguardiente“ hat…

Heutzutage hat sich der Charakter dieser Mahlzeit verändert, aber die Bezeichnung ist geblieben.