Ferner Osten im Nordwesten

Wie es häufig so ist: die beiden letzten Blumenschauen hatten mich nicht so richtig vom Hocker gerissen, und so erwartete ich nicht allzuviel, als ich am Dienstag nach der Lesung nur schnell mal in der Kesselschmiede vorbeischauen wollte - man ist ja pflichtbewusst - und außerdem war es sehr warm und ich ziemlich müde und viel Zeit hatte ich auch nicht und...

...ja, und dann fand ich eine faszinierende Welt vor: Bonsai und Ikebana. Im Prinzip ganz schön abgenudelt, das Thema.  Hier war allerdings eine Atmosphäre entstanden die die Besucher in den Bann zog. Ich hoffe es zumindest - allzuviel Besucher waren nämlich nicht da, aber das mag am sonnigen Wetter gelegen haben. Da ist man dann doch lieber draußen an der frischen Luft.

Die Bonsais werden es mir hoffentlich verzeihen, dass ich ihnen nicht meine uneingeschränkte Aufmerksamkeit habe zukommen lassen, aber es gab noch so viel mehr zu sehen.

Die kunstvollen Ikebana-Gestecke entsprechen meiner Vorliebe für die zarten, kleinen Dinge, und so habe ich mich ihnen stärker zugewandt.

Es war immer noch sehr warm, müde war ich weiterhin, und die Zeit wurde immer knapper, aber wenn es auf der Kunstempore etwas Neues zu sehen gibt - nun, da muss man einfach hin.

Kontrastprogramm.

Sehr unterschiedliche Bilder hingen da; einige einem förmlich entgegenspringend, andere, die sehr zarte Zeichnungen zeigten - leider hinter stark spiegelndem Glas. Je länger ich mich mit Gemälden, Zeichnungen oder Fotografien befasse, desto stärker missfällt mir Glas, das sich zwischen das Werk und den Betrachter drängt.Entweder lenkt die starke Spiegelung der Umgebung ab, oder das entspiegelte Glas schluckt einfach zuviel Licht.

Ganz toll auf jeden Fall der Schwimmer, der durchs Wasser pflügt und direkt auf dich zu zukommen scheint.

Ein völlig anderes Thema machte einen großen Teil der Ausstellung auf der Kunstempore aus: der Blaudruck, die "Kunst des armen Mannes".

Diese alte Technik war früher weit verbreitet; jeder durfte sie verwenden, so er/sie denn entsprechende Model hatte, mit denen die Farbe auf vorwiegend Leinenstoffe gedruckt wurde. Ein Handwerk für jedermann, auch wenn die Arbeitsschritte aufwändig und vielfältig sind.

Heute findet man die feingeschnitzten Model auf Trödelmärkten. Frau Margret Heinicke aus Aschendorf hat diese Kunst wiederbelebt und bedruckt - je nach den Wünschen der Kunden - filigrane bis rustikale Muster traditionell meist auf Leinen.

Der Name "Blaudruck" stammt von dem früher hier verwendeten Indigo, das aus dem fernen Indien kam.

Also gibt es doch einen Bezug zum Osten, auch wenn er nicht ganz so fern ist wie Japan.

Meine Stippvisite in die Kesselschmiede hatte sich gelohnt, für mich jedenfalls.

Zufrieden machte ich mich auf den Heimweg.

Warm war es immer noch, allerdings war die Müdigkeit verflogen, aber jetzt wurde es auch wirklich Zeit...

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Kommentare: 3
  • #1

    Diewoauchgernemalblaumacht (Sonntag, 31 August 2014 09:06)

    Blaudruck …? Da haben die emsländischen Künstler aber etwas geschummelt! Beim echten Blaudruck ist der Hintergrund blau und nicht das Motiv, denn das Ganze ist kein Druckverfahren, sondern eine Färbetechnik.
    Mein Ding sind die Bonsais auch nicht (ich mag es nicht, wenn Natur in ein Korsett gezwängt wird), aber der Schwimmer ist genial, und die wunderschönen Ikebana-Gestecke erinnern mich daran, dass ich auch mal wieder meinen alten Kenzan auspacken sollte …
    Vielen lieben Dank für diesen neuesten Lage… äh: Laga-Bericht!

  • #2

    BabyBlue (Sonntag, 31 August 2014 12:56)

    PS: Was für ein genialer Titel!

  • #3

    heinicke (Montag, 29 September 2014 19:28)

    habe heute den eintrag über meine druckarbeiten auf der empore in der kesselschmiede
    gefunden DANKE