Jetzt da ich Zeit habe...

...kommt keiner. Nanu? Was soll denn das?  Dabei habe ich diesen Spruch nur einem Aspekt der Laga entnommen, der auf keiner Gartenschau fehlen darf: die Gestaltung von Gräbern und ihre Grabmale. Dieser Teil lag der Verantwortlichen für die Gestaltung des Stadtparks besonders am Herzen.

Grabmal
Grabmal

Der jungen Landschaftsarchitektin Merle Gust - sie ist erst 26 Jahre alt - untersteht die Projektleitung "Grün", will heißen, sie ist für die Gestaltung des Stadtparks verantwortlich. Sie kam an diesen Job, weil die eigentlich vorgesehene Chefin schwanger wurde. Da bot man der Praktikantin Merle den Job an, die sofort diese Chance ergriff.

Ihre Eltern betreiben ein Friedhofsgärtnerei. Beim Gang an den Grabmalen entlang wird einem bewusst, dass hier viel Liebe und Begeisterung gewirkt hat. Jeder Besuch des Stadtparks führt mich in diese Ecke, und ich habe meine besonderen "Lieblinge" unter den Grabsteinen. Mit dem geschwungenen Stein, an dem eine dicke Glaskugel hängt, könnte ich Seiten füllen...

Ich bin nicht die Einzige, die sich fasziniert davor hinkniet und Fotos aus jeder Perspektive schießt. Hier eine kleine Auswahl:

Diejenigen, die um meine Leidenschaft für alles, was sich spiegelt, wissen, ist es sicherlich keine Überraschung, dass es mich zuerst immer zu diesem Stein hinzieht. Ich freue mich jetzt schon darauf, wie sich die "Bilder" in der Glaskugel mit dem Fortschreiten des Sommers und des Herbstes verändern werden.

Ein weiterer Stein, den ich auch oben an den Beginn meines Berichts gesetzt habe, ist für mich ebenfalls faszinierend. Es wird ein Grabstein für ein jüdisches Grab sein, nehme ich an; das zeigen die Steine, die in der Aussparung liegen und die sich ebenfalls rechts und links des Males befinden. So viel schlichte Schönheit! Und so fotogen dazu.

Die Geschmäcker sind bekanntlich verschieden. Deshalb finden nicht alle Steine meinen Beifall, müssen sie auch nicht. Da wird eine Figur ganz offensichtlich im Jenseits willkommen geheißen - das grenzt für mich schon an Kitsch, ist aber auf jeden Fall eine verblüffende Idee.

"Jetzt da ich Zeit habe, kommt keiner" - so etwas wie Humor auf einem Grabstein hätte ich wirklich nicht erwartet.

Trotzdem kehre ich immer wieder zu meinen beiden Favoriten zurück.

Welchen Ausblick wird mir die Aussparung des jüdischen Grabmals mit der sich ändernden Vegetation noch bieten?

Ach ja, noch ein Wort zu Merle: Sie hat eine Schwester. Das ist Göntje Gust, 27 Jahre alt und von Beruf Kultur- und Eventmanagerin. Ihr untersteht die Projektleitung "Veranstaltungen".

Will heißen, dass praktisch die ganze Laga von diesen beiden jungen Frauen gestaltet und durchgeführt wird, auch wenn es natürlich einen ganzen Stab von Mitarbeitern gibt.

Chapeau, Merle und Göntje!

 

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Kommentare: 1
  • #1

    EndederReise (Freitag, 23 Mai 2014 18:48)

    Der Gedanke an die Vergänglichkeit aller irdischen Dinge
    ist ein Quell unendlichen Leids –
    und ein Quell unendlichen Trostes.

    Marie von Ebner-Eschenbach