Geldgeschäfte

Geldgeschäfte

 

Es ist nun mal der Lauf der Welt,

dass sie nicht läuft ganz ohne Geld.

Gold ist notwendig dann und wann,

das wusste auch der Vatikan

und lenkt' Europas Zehnten-Strom

per Alpenpässe hin nach Rom.

Doch dass die prächt'ge Kirchensteuer

zu oft geraubt ward – das kam teuer.

 

Da erfand Italien pronto

das Bankgeschäft mitsamt dem Konto.

Doch durch die Politik der Banken,

kam Glaubenssatz ganz schön ins Wanken.

Verboten waren nämlich Zinsen!

Wer's nahm, sah Höllenfeuer grinsen.

 

Der Papst spricht: „Das ist Todessünde!

Mal seh'n, ob ich 'nen Ausweg finde.

Ich kann, wenn ich es recht bedenke,

die Zinsen deuten als Geschenke!

Und krieg' ich nicht genug davon -

die nächste Bank, die wartet schon.“

und späht erfreut ins Portemonnaie.

Christliche Armut war passé.

 

Ein wahrer Christ, der ließ sich taufen,

das Seelenheil konnt' er sich kaufen:

Wenn das Geld im Kasten klingt,

die Seele aus dem Feuer springt.

Der Papst, er segnet, lächelt mild,

im Hintergrund wird Geld gezählt.

 

Das ist Jahrhunderte schon her,

und Geldskandale gibt’s nicht mehr.

Dafür sorgt schon mit ganzen Kräften

die Kurie mit Geheimgeschäften.

Sie wäscht das Geld ganz unverfroren

für miese Drittwelt-Diktatoren

und ist auch gern zur Stelle da

wo Hilfe braucht die Mafia.

 

Sich viele Bösewichter sonnten

im Glanze ihrer Nummernkonten,

umgingen manch' Gesetzeshürde.

Der Papst verleiht die Bischofswürde,

hält Predigten in sanftem Ton,

nicht immer gibt’s gerechten Lohn.

 

Der Chef der Banco Ambrosiano,

Signore Calvi, sagt: „Piano,

ich gab mir doch so große Mühe,

doch besser ich nach England fliehe,

denn meine Bank, die ist jetzt pleite -

am besten ist's, ich such das Weite."

 

Calvi, Partner des Vatikan,

kam zwar auch in London an,

doch schlägt hier zu des Schicksals Tücke:

er hängt an der Blackfriars-Brücke.

Die Sekretärin im Büro,

wird auch nicht mehr des Lebens froh,

sie stürzt zeitgleich aus einem Fenster -

glaubt hier noch jemand an Gespenster??

 

Die Tode wurden nie geklärt,

zum business wird zurückgekehrt.

Nun ist es aber in Gefahr!

Die Notenbank Italiens gar

will unrecht Tun streng unterbinden -

es wird sich schon ein Ausweg finden...

 

Geschrieben nach der Lektüre eines Artikels im „Spiegel Online“ vom 8. Januar 2013

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